Lieferkette auf Risiko prüfen: 5 Fragen, die du stellen solltest
Einfache Fragen mit großer Wirkung – zur richtigen Zeit gestellt.
Stell dir vor, du sitzt entspannt im Büro. Die Bestellung ist raus, das Lager bereit, der Vertrieb nervt schon nach Liefertermin. Und plötzlich… nichts. Keine Ware. Keine Nachricht. Nur ein mulmiges Gefühl. Willkommen im Albtraum namens Lieferketten-Risiko.
Doch bevor du jetzt in Panik gerätst oder dich nach einem neuen Job umschaust: Es gibt eine Lösung. Sie ist einfach, pragmatisch – und fängt mit einer guten Frage an. Oder fünf.
In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du mit genau fünf simplen, aber verdammt effektiven Fragen deine Lieferkette auf Stabilität, Transparenz und Ausfallsicherheit prüfen kannst. Keine Glaskugel, keine ISO-Workshops – einfach ehrliche Fragen zur richtigen Zeit.
1. Weißt du, wer hinter dem Produkt steht? (Also wirklich?)
Worauf es ankommt: Kennt dein Ansprechpartner die tatsächlichen Produktionsverhältnisse?
Weiß er, wo das Produkt gefertigt wird? Hat er Zugriff auf echte Informationen – oder nur PDFs und Preislisten?
Gerade bei komplexeren Produkten kann es entscheidend sein, wie eng der Kontakt zur Produktionsstätte ist. Wer die Abläufe kennt, kann frühzeitig auf Probleme reagieren – oder sie ganz vermeiden.
Der Check:
Statt dich auf Namen oder schöne Webseiten zu verlassen, frag gezielt nach:
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Fotos von Maschinen, Werkstattbereichen, Arbeitsschritten
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Klaren Ansprechpartnern für technische Rückfragen
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Konkreten Infos zu Qualitätskontrollen und Zuständigkeiten
Je mehr Substanz hinter den Antworten steckt, desto eher bist du an der richtigen Stelle.
2. Wie lang ist die Lieferkette – und wie viele Hände greifen rein?
Wenn ein Produkt von fünf Firmen berührt wird, bevor es bei dir ankommt, ist das wie stille Post. Nur dass am Ende nicht „Qualität“ rauskommt, sondern „Zollproblem“, „Lieferverzug“ oder „wer ist eigentlich zuständig?“.
Ein Produkt durchläuft oft: Konzeptionierung des Produkts → Hersteller → Zwischenhändler → Exportfirma → Spediteur → Zollbroker → Du. Und in jedem dieser Schritte kann etwas schiefgehen – oder verloren gehen. Im besten Fall ist es nur ein Teil. Im schlimmsten Fall der ganze Container.
Der Check:
Frag deinen Lieferanten direkt: „Wer ist an der Produktion, Lieferung und Verzollung beteiligt – und wer koordiniert das?“ Wenn’s da keine klare Antwort gibt, weiß niemand, wer eigentlich verantwortlich ist.
Hinweis in eigener Sache: Es ist zwar selten möglich, alles aus einer Hand zu erhalten, aber wäre es nicht angenehm, wenn eine Firma die meisten der oben genannten Punkte für dich abklärt? 😀
3. Was passiert, wenn was passiert? (Und viel wichtiger, wer übernimmt die Verantwortung?)
Katastrophen gehören zur Lieferkette wie das Feierabendbier zur Woche. Nur eben weniger angenehm. Schiff stecken geblieben? Streik im Hafen? Material fehlt?
Dann beginnt das große Schulterzucken – außer, du hast vorher gefragt.
Der Check:
„Gibt es einen Plan B, wenn sich etwas verzögert? Wer trägt welche Kosten?“
Ja, klingt unromantisch. Aber lieber du stellst diese Frage beim ersten Zoom-Call – als nach der fünften Entschuldigungs-E-Mail an deinen Kunden.
Und nein: „Wir machen das dann schnell“ ist keine Antwort. „Wir haben zwei Produktionspartner in der Hinterhand“ schon eher. 😎
4. Was wird wie dokumentiert – und wie schnell bekommst du Infos?
Wenn deine Ware irgendwo zwischen Asien und Hamburg unterwegs ist, willst du nicht rätseln, sondern wissen. Trackingnummern, Prüfberichte, Zolldokumente – sie sollten nicht auf Nachfrage kommen, sondern automatisch.
Und ja: WhatsApp kann nett sein. Aber wenn dein einziger Beleg ein Screenshot vom Ladehafen ist, hast du kein System – du hast Glück.
Der Check:
„Wie läuft die Kommunikation bei Versand, Dokumentation und Problemen?“
Achte auf klare Aussagen: Gibt es eine Timeline? Werden Prüfberichte vor dem Versand übermittelt? Gibt es ein Projektmanagement-Tool oder fliegt alles per Mail herum?
Profi-Tipp: Frag direkt nach einem Beispiel eines bisherigen Transports oder QC-Reports. Wer vorbereitet ist, zeigt dir was. Wer Ausreden schickt, schickt dir auch schlechte Ware.
5. Wer trägt das Risiko – laut Vertrag und im echten Leben?
Achtung, jetzt wird’s juristisch. Nur kurz, versprochen.
Viele Importeure verlassen sich auf Floskeln: „DDP – alles easy“, „FOB – machen wir schon“, „kein Problem, wir klären das mit dem Zoll“. Aber was steht im Vertrag? Und was passiert, wenn das „kein Problem“ doch eins wird?
Der Check:
„Was sagen die Incoterms? Und gibt’s einen klaren Vertrag, der Verantwortlichkeiten regelt?“
Wer ohne klare Incoterms bestellt, bestellt auch ohne Fallschirm. Und wer nur mündlich bespricht, kriegt im Ernstfall… nichts. Frag also nach einer PO (Purchase Order) und einem umfänglichen Vertrag mit allen Konditionen – Preis, Menge, Lieferzeit, Zahlungsziel, Incoterm. Sonst bist du der, der zahlt, wenn’s kracht.
Bonusfrage: Hast du einen Plan B?
Du hast die fünf Fragen gestellt – super. Aber was, wenn der Lieferant ausfällt? Wenn die Produktion stockt, der Zoll dicht ist oder der Hafen streikt?
Ein Lieferant ist gut. Zwei sind besser.
Ein guter Dienstleister? Gold wert.
Unser Tipp: Halte dir Alternativen warm. Nicht weil du sie brauchst – sondern damit du sie hast, wenn du sie brauchst.
Fazit: Fünf Fragen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Du brauchst keinen MBA in Supply Chain Management, um Risiken zu erkennen. Aber du musst fragen. Klar, deutlich und zur richtigen Zeit.
Denn am Ende ist eine stabile Lieferkette wie ein guter Regenschirm: Du merkst erst, wie wichtig sie ist, wenn’s richtig stürmt. Und dann ist es zu spät, noch einen zu bestellen.
Also: Stell die fünf Fragen. Jetzt.
Bevor aus einem kleinen Missverständnis ein großes Problem wird.
Oder besser: Komm zu uns. Wir machen das jeden Tag – und wissen, worauf du achten musst. Damit du dich wieder auf das konzentrieren kannst, was wirklich zählt: Produkte, Kunden, Wachstum. Und nicht auf verspätete Container.
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22.04.25 12:11
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